Aziende

Antizyklische Schwimmbäder

19 Januar 2021

Reisen verboten, Hotels geschlossen? Ein Bericht über die steigende Nachfrage in der Schwimmbadbranche, die durch die Coronakrise verursacht wurde.

Prad, Jänner 2021. Das Stilfser Joch ist schneebedeckt, aber im Tal schreiten die Arbeiten für den Neubau der Polyfaser AG zügig voran. Der Vinschger Betrieb, 1968 von Elda und Josef Wagmeister gegründet, befindet sich dank seiner Schwimmbäder auf Expansionskurs – und das inmitten der Coronapandemie. Das Familienunternehmen befindet sich gerade in der Übergabephase von der zweiten auf die dritte Generation. Wir haben mit Patrick Wagmeister, einem Mitglied der jungen Geschäftsleitung, gesprochen.

Schwimmbad für „Urlaub daheim“

„Unser Unternehmen wächst mittlerweile seit einigen Jahren. 2013 zählten wir knapp 60 Mitarbeiter, 2016 waren es 70, 2018 80 und 2019 90. Und 2020 haben wir mit 103 Mitarbeitern einen neuen Höchststand erreicht“, erzählt Patrick Wagmeister. Neueinstellungen trotz Lockdown, wie passt das zusammen? „Heute zählt Polyfaser europaweit zu den führenden Unternehmen in der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von Schwimmbädern aus glasfaserverstärktem Kunststoff und Schwimmbadüberdachungen. Durch die vielen Einschränkungen in der Pandemie ist Reisen schwieriger geworden. Viele haben sich dann dazu entschieden, Urlaub daheim zu machen und sich ein Privatbecken zuzulegen.“ Rund 800 Einstückbecken produziert Polyfaser im Jahr, dazu kommen zirka 250 Schwimmbadüberdachungen und 100 Boote. Dieses für Polyfaser relativ neue Marktsegment macht inzwischen rund 15 Prozent des Gesamtumsatzes aus und wächst kontinuierlich. „Der Neubau mit 2.200 Quadratmeter Produktionsfläche ist daher auch ausschließlich als Produktionsstätte für den Bootsbau gedacht“, so Wagmeister.

Eines der 800 Schwimmbäder, die im letzten Jahr von Polyfaser angefertigt wurden

Neubau: saubere Energie durch Fotovoltaik und Hackschnitzel

Der Zubau gestaltete sich in diesen Monaten aufgrund der Coronaregeln etwas komplizierter als erwartet, konnte aber trotzdem planmäßig vorangebracht werden. „Ein wichtiges Anliegen waren uns von Anfang an die erneuerbaren Energien. So wird der Neubau durch eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach autonom arbeiten können und durch unsere eigene Hackschnitzelanlage können wir auch die anderen Unternehmen in der Prader Industriezone mit Energie versorgen“, erklärt Wagmeister.

Polyfaser produziert auch 100 Bootskörper pro Jahr

Industrie 4.0 und Diversifizierung

Fertigungsarbeiten im Prader Unternehmen Polyfaser

Das stark exportorientierte Unternehmen – über 85 Prozent des Gesamtumsatzes wird im Ausland erzielt, wobei Österreich, Deutschland und die Schweiz die drei Hauptmärkte darstellen – bereitet sich nicht nur durch den Neubau für die Zukunft vor: „Mit der Anpassung von Maschinen wie Spritzroboter aus der Autobranche oder Glasmattenschneider aus der Textilbranche haben wir schon einige Schritte in Richtung Industrie 4.0 gesetzt“, so Wagmeister.

Produktdiversifizierung gehört auch zur Unternehmensstrategie: neben Schwimmbädern, Schwimmbadüberdachungen und Booten, gehören Sonderanfertigungen aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) wie diverse Flüssigkeitsbehälter (z. B. Käsewannen für Salzlake, Spritzmitteltanks), Schwimmer für Schneekatzen, oder Verkleidungen von Schneekanonen etc. zur Produktpalette von Polyfaser.